Microfiction und Kurzgeschichten

Kurzgeschichten

Der Wachmann

Das Haus (FSK 18)

Microfiction

Artus

"Warum sollte jemand das blöde Schwert aus dem Stein ziehen wollen?", fragte der Junge schläfrig, als seine Mutter das Buch zuschlug, auf dem in großen Lettern "Artus Sage" prangte.

"Weil er als König allen Menschen in England helfen kann."

"Das klingt aber nach schrecklich viel Arbeit", wandte der Junge ein. "Kann ich mal eine Gitarre aus einem Stein ziehen und Musiker werden?"

"Wer weiß, Charles, wer weiß."

Doch er schlief bereits. Leise verließ Elisabeth das Gemach ihres Sohnes.

Wahre Größe

"Vishnu, hilf! Ich weiß nicht mehr, was ich mit dem Jungen machen soll. Er hat wieder Geld für Zigaretten, Alkohol und Nutten gestohlen. Irgendwann werden die Besatzer ihn bestrafen und sein Vater wird seine Anstellung bei Gericht verlieren. Bitte halte Du ihm die Treue und gewähre ihm trotz seiner Rücksichtslosigkeit Deine Erlösung."

Als seine Mutter ihr Gebet beendete, verließ der kleine Mohandas Ghandi seinen geheimen Lauschposten mit Tränen in den Augen.

Pfad

"Warum sie?"

"Sie ist stark und unbeugsam."

"Aber ist es nicht das, was du willst, sie brechen?"

"Keineswegs. Aber ich werde ihr nur einen steinigen Pfad offenlassen. Und sie wird ihn sich freikämpfen, weil sie glaubt es aus freien Stücken zu tun." Gier klang aus der Stimme des Dunkels, als es auffordernd auf das Schicksal der Kriegerin deutete.

Das Licht zögerte es auszuhändigen. Es war nicht mehr sicher, dass es die Wette um diese Seele gewinnen würde.

Frieden

Es war so friedlich hier. Wohin er auch blickte: Sand und Hitze, Hitze und Sand. Nichts störte die Ruhe.

Er war vor dem Krieg geflohen, doch die Wüste war zu seinem Gefängnis geworden. Eines, das anstelle von Wachen seine unfassbare Ausdehnung hatte. Nicht Gitterstäbe hielten ihn davon zurück ihm zu entkommen, sondern Hitze und Trockenheit, die ihn schwächten.

Er hatte seine Freiheit verloren, doch sein Kampf war zu Ende.
Frieden umfing ihn.

Magie 1

"Magie ist nicht real."

"Doch ist sie. Sie ist überall um uns herum."

"Hahaha, dann zeig sie mir!"

Es war das erste Mal, dass sie dies von ihm verlangte, als das Gespräch an diesen Punkt kam. Doch er brauchte nicht lange zu überlegen.

"Sieh her!"

Er drückte den Lichtschalter und die Deckenlampe erstrahlte.

"Das ist Technik, also Wissenschaft. Keine Magie."

Sie war sich ihrer Sache absolut sicher. Doch er lächelte nur.

"Wo ist der Unterschied?"

Magie 2

"Wissenschaft und Magie sind völlig verschiedene Dinge"

"Inwiefern?"

"Wissenschaft will die Welt um uns herum verstehen, im Gegensatz zu Magie."

"Dann ist alles in der Welt magisch, solange wir es nicht verstehen?"

"Nein", lachte sie. "Die Gesetze sind ja da, wir kennen sie nur nicht."

"Warum sollte Magie keinen Gesetzmässigkeiten unterliegen?"

"Magier wedeln nur mit der Hand und es passiert etwas."

Er drückte den Lichtschalter. Es wurde dunkel.

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